Bullitt
Monday, 18 July 2005 (06:39:54) UTC

Eingereicht von missy_r-r-r

Das Wien Adventure….
…oder wie ich einen Bullitt nach Deutschland holte.

Ein abenteuerlicher Reisebericht von Silencer



Vorgeschichte:

Beginnen möchte ich indem ich mich bedanke. Zuerst einmal beim Forum und den Usern hier, ohne die ich garantiert meinen Traumwagen jetzt nicht hätte. Ich kann hier gar nicht all jene Forumuser aufführen, welche im Lauf der Anbahnung und zu der Zeit als sich mein Vorhaben konkretisierte, auf meine vielen Fragen mit Sachkunde und stets freundlich geantwortet haben. respekt Group Hug

Ein besonderer Dank gilt dem Mustang Club of Austria (MCA), speziell den Mitgliedern Christian (gl1500se) und Michi (michls67) welche mir in Wien vor Ort mit ihrem fachlichem Rat und ihrer moralischen Unterstützung die Entscheidung erleichtert haben. Wien ist übrigens eine wunderschöne Stadt, die ich bei Gelegenheit gerne wieder besuchen werde.

Und ein weiterer Dank geht noch an Lars (Lars01GT), der mir nach meiner Anfrage innerhalb weniger Minuten sein TÜV-Gutachten und eine Kopie seines KFZ-Briefs zugefaxt hat. Okido

Auf dieses Forum bin ich im Herbst letzten Jahres mehr oder weniger durch Zufall bei Recherchen über den neuen 05´er gestoßen. Damals war ich noch der Meinung (ich habe diese sogar mal in einem Thread vertreten), dass die 2 Generationen vor dem 05´er wie japanische Durchschnittsautos aussehen würden (Was für ein Irrtum !) :duck:

Nun, angesichts der fehlenden Mittel für einen ganz neuen dachte ich mir, man könnte ja mit einem Fahrzeug anfangen, welches nicht ganz so teuer wäre. Die alten Stangs, besonders die Fastbacks von ´67 bis ´70 sind von der Karosserieform zwar nach meiner persönlichen Meinung die schönsten Baureihen, aber erstens fehlt mir der technische Sachverstand und zweitens sind solche Fahrzeuge in gutem Zustand auch nicht gerade billig.

Also ein neueres Baujahr zwischen 2000 und 2004.
Vor gut 2 Wochen erhielt ich dann eine Mail von Christoph K. aus Wien, in der er mir mitteilte, dass er einen Bullitt verkaufen würde. Das kam natürlich völlig unerwartet. Von einem echten Bullitt, und dann auch noch in Dark Highland Green (und welche andere Farbe sollte ein Bullitt wohl haben ?) war angesichts der sehr geringen Verkaufszahlen doch eigentlich nur zu träumen. Ich bekundete mein ernsthaftes Interesse, machte meine Finanzen klar und teilte Christoph K. mit, dass ich mich schnellstmöglich bei Ihm melden würde.

Tag 1:

Der Montag war beruflich gesehen ziemlich stressig. Morgens ein Meeting, dann ein Geschäftsessen mit schwierigen Kunden und am frühen Nachmittag noch 2 Außentermine.

Als ich kurz vor siebzehn Uhr nach Hause kam, nahm ich mir vor, noch einige Telefonate zu erledigen und den Abend dann ruhig ausklingen zu lassen. Im Wohnzimmer ging ich zu der Vitrine in der meine Mustang Modelle stehen und nahm das Modell des Bullitt heraus. Ich studierte es nochmals von allen Seiten und plötzlich war mir klar, dass der Abend ganz anders verlaufen würde als ich es geplant hatte.

Ich rief Christoph K. an und fragte ihn, ob er am nächsten Vormittag Zeit hätte. Er bejahte.
Danach erkundigte ich mich bei Christian (gl1500se), der mir freundlicherweise schon ein paar Tage zuvor etliche Bilder des Bullitt gemailt und den Wagen zumindest von außen begutachtet hatte (so hatte ich bereits bevor ich überhaupt in Wien war einen ersten Eindruck), ob auch er bereit wäre am Dienstag Vormittag kurz vorbei zu schauen und auch er stimmte zu.

Also Reisetasche gepackt und ab zum Stuttgarter Flughafen. Leider war die Maschine von germanwings total ausgebucht, aber ein Zurück war jetzt nicht mehr drin. Also rüber zum Schalter der Lufthansa und…Bingo, eine dreiviertel Stunde später gab es noch einen Flug der Austrian Airlines. Über den Preis dieses Linienfluges sage ich nur so viel: Banghead

Nach der Landung in Wien erstmal mit der CAT, einer praktischen Direkt-S-Bahn vom Flughafen ins Zentrum von Wien, und von dort mit dem Taxi zum Rudolfsplatz wo der Besitzer des Wagens wohnte. Ich betrat das Hotel “K. & K.“ wo ich übernachten wollte und musste leider erfahren, dass man total ausgebucht war.

Die freundliche Dame an der Rezeption teilte mir aber mit, dass es nur etwa 200 Meter weiter noch ein anderes Hotel gäbe, und nach dem sie dort angerufen hatte und noch 1 Zimmer frei war (was war denn da los, ein ganz normaler Montag Abend und fast alles belegt ? ) ging ich eben dorthin. Das Schild über dem Eingang mit der Aufschrift “Starlight Suites“ hätte mich vielleicht stutzig machen sollen, denn als ich dann den Preis für die Suite (es gibt in diesem Etablissement ausschließlich Suiten) hörte, wurde mir schmerzlich bewusst, dass meine “Erwerbsnebenkosten“ bereits jetzt höher waren, als ich kalkuliert hatte. Surprised
Da es aber bereits etwa 22.30 Uhr war, und ich einen anstrengenden Tag hatte, beschloss ich nicht noch weiter zu suchen, …und so oft kauft man ja auch keinen Traumwagen.

Die Suite war dann aber auch vom feinsten: Ein herrlich renovierter Altbau mit einer Raumhöhe von etwa 3,8 Metern, Wohnzimmer mit Fernseher, Minibar, kleine Küchenzeile mit Mikrowelle, Schlafzimmer mit Fernseher und Ankleide, schickes großes Bad mit Wanne und Duschkabine, alles in allem etwa 60 m². So kann mal schon mal eine Nacht verbringen.
Nach dem Auspacken entschied ich mich erst einmal gründlich zu Duschen.
Viele Gedanken schossen mir dabei durch den Kopf:

“Was machst Du eigentlich hier ? In Österreich willst Du dir einen Mustang kaufen, wo Du doch noch nie ein amerikanisches Auto hattest, in diesem Bereich noch ein totaler Anfänger bist, einen Großteil deines Geldes für einen eigentlich unvernünftigen Wagen ausgeben,…“ und ähnliches mehr.

Es war inzwischen fast elf Uhr und trotz der beiden Fernseher in meiner Suite war mir nicht danach.

Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten, der Bullitt stand ja ganz in meiner Nähe, und so machte ich mich auf den Weg, um den Wagen zum ersten Mal persönlich anzusehen. Es war eine herrliche, laue Sommernacht mit immer noch deutlich über 20 Grad und ich schlenderte durch die erleuchteten Straßen, an jeder Ecke eine gemütliche Bar, wo die Wiener noch draußen saßen und den Tag ausklingen ließen.

Kurz darauf stand ich dann erstmals vor ihm, dem Grund meiner Reise, und meine Nervosität wurde von Begeisterung abgelöst. Was für ein Auto ! Ich rief Christoph K. nochmals an, um ihm den Termin für den kommenden Vormittag um 10 Uhr zu bestätigen und sagte ihm auch, dass ich gerade vor seinem Auto stehen würde. Er meinte, warte eine Minute, ich bin gleich unten, und dann lernten wir uns erstmals persönlich kennen. Er fragte, nach kurzem Plaudern, ob ich mich reinsetzen und mal den Motor starten wolle. Eine Einladung, der ich nur zu gerne nachkam. Ich setzte mich in die bequemen Ledersitze und drehte den Zündschlüssel.
Spätestens in diesem Moment, als ich den sonoren und sehr kräftig klingenden Sound des 8-Zylinders gehört hatte, war es vollkommen um mich geschehen. In meinen Gesichtszügen entwickelte sich ein breites Grinsen (welches sich im Übrigen auch heute noch bei jedem Start des Motors ausbildet).

Eines war mir jetzt völlig klar: Ich musste diesen Wagen haben !

Wir redeten noch ein bisschen und verabschiedeten uns. Auf dem Rückweg ins Hotel nahm ich von der schönen Stadtkulisse überhaupt nichts mehr war, meine Gedanken kreisten nur um eines: “Gott, lass Morgen alles gut gehen !“ Scared

Da ich lange nicht einschlafen konnte zappte ich noch einige Zeit durch die Programme ohne wirklich den Inhalt der Sendungen zu erfassen. Gegen halb zwei ging ich dann zu Bett aber sehr viel habe ich in dieser Nacht nicht geschlafen.

Tag 2:

Am nächsten Morgen lud ein verlockendes und reichhaltiges Frühstücksbuffet zum Schlemmen ein aber mir reichte eine Tasse Kaffee, zum Essen war ich viel zu nervös.
Punkt 10 Uhr erreichte ich im Nieselregen den Standplatz des Bullitts und in einem Hauseingang sah ich bereits Christian und Michi vom MCA warten. Nach einer kurzen Begrüßung kam auch schon Christoph zu uns und nun konnte es losgehen.

Meine Nerven waren jetzt bis zum Äußersten angespannt. Hoffentlich würden die beiden Profis keine gravierenden Mängel finden. Sie untersuchten den Wagen ganz genau, innen und außen, und während sich dann Christian um den Motorraum kümmerte wies mich Michi auch noch auf den allerkleinsten Kratzer hin, den man nur bei genauestem Hinsehen entdecken konnte. Sie hatten sich den Wagen vor ein paar Tagen schon einmal von außen angesehen und so ging es jetzt hauptsächlich um den technischen Zustand.

Nach erfolgter Begutachtung dann das Ergebnis:

Der äußerliche Zustand war nicht perfekt, einige kleine Kratzer am Lack, den Stoßfängern und den Felgen, und leider eine zwar ausgebesserte und neu lackierte, aber immer noch deutlich erkennbare Erinnerung an einen Parkrempler am hinteren linken Kotflügel / Radlauf. Aber alles in allem mit “relativ“ geringem Aufwand wieder zu richten. Technisch hatten sie überhaupt nichts auszusetzen: “Nimm ihn“. :thumbsup:

Selbst bei der nun begonnenen ersten Runde der Preisverhandlung unterstützten mich die beiden MCA´ler noch, und als ich mich anschließend mit herzlichem Dank bei den beiden verabschiedete bat mich Christian noch kurz zu seinem roten Mustang Cabrio, er hätte noch etwas für mich.

Am Wagen überreichte er mir ein Käppi des Mustang Club of Austria und einen Button, und ich war echt gerührt. Leider hatte ich kein Schnick-Schnack dabei, aber ich werde mir in Siegen was besorgen und dann geht ein Päckchen nach Wien, versprochen !

Es folgte nun die Probefahrt und ich war nach wie vor völlig hingerissen von dem Wagen.

Wieder am Rudolfsplatz angekommen feilschten wie weiter um den Kaufpreis und ich muss zugeben, dass Christoph mindestens ebenso gut verhandeln kann wie ich, leider. Crying or Very sad

Trotzdem wurden wir uns dann handelseinig und gemeinsam fuhren wir noch zur Zulassungsstelle, wo er den Wagen abmeldete und mir bei der Anmeldung und Versicherung als Überführungsfahrzeug behilflich war (wieder fast € 300.- !). Surprised

Danach bot er mir noch an, mich auf eine Straße zu fahren auf der ich, immer geradeaus, die Autobahn A-1 erreichen würde. Ich nahm dankend an und lies ihn fahren, dann ich war froh mit dem mir doch noch fremden Wagen nicht durch den mir völlig unübersichtlichen Großstadtdschungel von Wien fahren zu müssen. Außerdem wollte ich ihm die Gelegenheit geben sich von seinem Pony zu verabschieden. Nach etwa 10 Minuten hatten wir die besagte Stelle dann erreicht, Christoph stieg aus, wir verabschiedeten uns, und nun saß ich zum ersten Mal alleine in meinem neuen Wagen.

Wie Christoph es beschrieben hatte musste ich nur immer geradeaus fahren und erreichte dann die A 1. Ich war auf dem Rückweg nach Hause…, und nicht alleine.

Zu den 6,5 Stunden Autobahn und Bundesstraße gibt´s nicht viel zu sagen, außer dass alle Instrumente immer im Normalbereich blieben, von wegen nicht autobahnfest. Nur bei einer Anzeige rückte der Zeiger in erstaunlicher Geschwindigkeit dem linken Ende zu. Laughing

Endlich, aber völlig problemlos, zu Hause angekommen stellte ich schnell fest, dass mein Pony gerne eine Einzelgarage hätte, für eine Tiefgarage ist so ein Wildpferd halt nicht gemacht.

Nun hab ich Ihn also, den Wagen, von dem ich schon lange geträumt habe, und was soll ich Euch sagen? Jede Fahrt ist etwas besonderes, ich genieße jeden Kilometer, hab ganz selten das Radio an, denn dieser Sound….

Ich habe in den letzten Jahren viele Autos gefahren. Angefangen von meinem ersten, einem Toyota Celica, danach einen Ford Capri 3.0 S, mehreren BMW´s und Mercedes, als Geschäftswagen noch mindestens ein halbes dutzend Autos verschiedener Hersteller, aber ein solches Fahrgefühl wie in meinem Bullitt hatte ich noch nie.

Bedauere ich es nun keinen 05´er zu haben ?

Keine Sekunde !

Nachwort:
Ich bin eigentlich ein eher zurückhaltender Typ und so sind die ständigen Blicke die sich auf das Auto richten, spätestens wenn ich den Motor anlasse, schon fast ein bisschen peinlich, na ja eben fast. Big grins

Ein Erlebnis werde ich aber nicht so schnell vergessen. Als ich mit meinen neuen Kurzzeitkennzeichen aus der Zulassungsstelle kam und in den Bullitt einstieg, ging gerade eine lose Gruppe von Fußgängern vorbei. Unvermittelt blieb ein etwa 10-jähriger Junge stehen und blickte gebannt auf den Wagen. Als ich dann den Motor anließ öffnete sich sein Mund und seine Augen funkelten. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, was er in diesem Moment gedacht hat: “Wenn ich groß bin will ich auch so einen haben“.

Und ich weiß auch warum.

Silencer / Christian

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