9 Jahre lange Restauration
Sunday, 14 August 2005 (16:41:32) UTC

Eingereicht von JJ

Eine fast unendliche Geschichte.


Ein Bericht von Jogi



Um euch aufzuzeigen, was passieren kann, wenn man völlig blauäugig daran geht sich seinen Traum zu erfüllen, hab ich mal nachfolgendes aufgeschrieben.

Eine fast unendliche Geschichte.

Wir schreiben das Jahr 1989.
Nachdem ich mit einem Freund ein US-Car Treffen besucht hatte und den Sound der V8 hörte, insbesondere der einiger Mustangs, stand für mich fest, ein ’73er Mustang Cabrio sollte es sein. Ich fuhr kreuz und quer durch Deutschland und schaute mir einige angebotene Fahrzeuge an, aber alles nicht das wahre. Entweder gefiel mir Farbe und Ausstattung nicht, er war mit Spoilern und Hutzen verbastelt, oder er hatte - bitte nicht lachen - zuviel Rost. Ich hatte so meine Vorstellung und vor allen Dingen wollte ich fahren und nicht sofort “schrauben“. Durch Zufall bekam ich den aktuellen Old Car Trader aus den USA in die Finger.

’73 Mustang Convertible, red, white Interieur, white Top, perfekt Car

Am Telefon bestätigte mir der Verkäufer, das der Mustang noch zu haben ist. Ein von mir ausgesuchter deutsche Importeur hatte einen Geschäftspartner in den Staaten. Dieser begutachtete den Wagen und schickte mir nach einigen Tagen einen Zustandsbericht und ca. 20 Fotos. Der Motorraum war optisch nicht der schönste aber der Wagen war sonst technisch und optisch OK. Kaum Rost, neues Dach, neue Innenausstattung, Bremsen gemacht, was will man mehr. Der Preis entsprach auch meinen Vorstellungen. Am 15.01.90 erteilte ich den Auftrag den Mustang zu kaufen. Nun hieß es warten, warten, warten…….

Am 14.05.90 war es soweit.
Mit dem Trailer im Schlepptau
auf nach Bremerhaven.
Ich wurde nicht enttäuscht.
Mein Mustang sah tatsächlich
so aus wie auf den mir
zugeschickten Bildern.

Zuhause angekommen wurde geputzt und poliert, denn das jährliche Mustang-Treffen des First Mustang Club of Germany stand an.
Ich besorgte mir rote Nummernschilder und fuhr tags drauf mit meiner Familie nach Siegen. Bei diesem Treffen trat ich dem Club bei, was mir im laufe der Zeit noch sehr nützlich sein sollte.
Auch die Rückfahrt verlief prima, bis es plötzlich anfing zu Regnen. Nach kurzer Zeit bildete sich im hinteren Fußraum ein kleiner See und auch vorne war der Teppichboden nass. Komisch dachte ich, das Verdeck ist doch richtig geschlossen die Fenster sind hoch. Am nächsten Tag wollte ich dem Wassereinbruch auf die Spur kommen. Ein Fehler wie sich herausstellte.

Ich machte mich an die Arbeit. Sitze raus, Teppichboden raus .........oh Schreck!
Wie hieß es doch im Zustandsbericht des Händlers – kaum Rost. Den sah man auch erst nach dem entfernen von etlichen Schichten Glasfasermatten. Die Bodenbleche bestanden nur noch aus einer wie Pergamentpapier dünnen Rostschicht mit Löchern so groß wie Pizzateller. Der innere Holm auf der Fahrerseite war teilweise gar nicht mehr vorhanden.
Noch war ich der Meinung das die Reparatur keine größere Aktion wird. Das änderte sich bald. Immer mehr Teile wurden von mir vor und während der Demontage fotografiert und anschließend in Tüten und Kartons verstaut.



Nach entfernen der hinteren Radlauf-Zierleisten und ein wenig “stochern“ mit dem Schraubenzieher platzte Spachtel in zentimeterdicken Schichten ab. Darunter kamen aufgeschnittene Cola - Dosen zum Vorschein. Mich traf fast der Schlag. Die weitere Untersuchung ergab: Radhäuser, Kofferraumboden incl. Seitenwände, Heckblech, Motorraum – Spritz- und Seitenwände, Heckabschlussblech, Kofferraumhaube, alles Morsch und wie sich später herausstellen sollte noch einiges mehr.









Nun stand fest, und das nach knapp 200 Km, mit fahren wird wohl vorerst nichts. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten. Entweder die Karre auf den Schrott oder viel Arbeit und Geld investieren. Nach einigen Tagen der Besinnung kam ich zu dem Entschluss eine Vollrestaurierung, originalgetreu bis zur letzten Schraube sollte es werden. Auf was ich mich da einließ wurde mir erst viel später klar.

Bei verschiedenen Händlern in Deutschland und den USA wurden Kataloge geordert, um mir einen Überblick über lieferbare Teile zu verschaffen. Außerdem legte ich mir eine umfangreiche Sammlung von Reparatur- und Werkstatthandbüchern zu.

Ich entschloss mich direkt in den Staaten zu bestellen. Bei Mustang Unlimited und National Parts Depot erhielt ich durch meine Clubmitgliedschaft auf alle Bestellungen 10 % Rabatt. Ist doch was. Clubmitglieder warnten mich vor der teilweise miserablen Passform von Reproblechen. Ich versuchte also nach Möglichkeit original Ford-Teile zu bekommen. Damals war das noch möglich, heute gibt es fast nur noch Reproteile.

Keine Arbeit ohne das richtige Werkzeug und Geräte. Nach und nach wurden Schutzgas-Schweißgerät, Motorkran, Motorständer und diverse andere nützliche Sachen angeschafft. Ein Autogen-schweißgerät lieh ich mir bei Bekannten aus.
Es ging endlich weiter. Der Motor und alle weiteren Teile aus dem Motorraum wurden ausgebaut, verpackt und sorgfältig gelagert. Zwischendurch machte ich immer wieder Fotos. Im Laufe der Jahre habe ich mir jedoch oft gewünscht, ich hätte noch viel mehr Fotos geschossen.



Mittlerweile waren alle Blechteile eingetroffen. Damit nach der Restauration alles passt, habe ich alle, meiner Meinung nach wichtigen Punkte der Karosserie, mit Maßband und Zollstock vermessen und in verschiedenen Skizzen notiert.
Mit Flex und Schweißpunktfräser ausgerüstet begann ich mit dem Motorraum. Nach dem heraustrennen der alten Blechteile wurden alle Bereiche ringsum sorgfältig entrostet. Nach dem einpassen der neuen Bleche wurden diese mit dem Schutzgasgerät verschweißt.
Die Schweißpunkte mit der Flex nachgearbeitet und anschließend alle Nähte beidseitig mit Owatrol – Farbkriechöl geflutet. Mit diesem Mittel hatte schon mein Bruder bei seiner MG – Restauration die besten Erfahrungen gemacht. Man glaubt gar nicht, welches Kriechvermögen das Zeug hat.
In gleicher Weise machte ich mich nun an alle schon vorher beschriebenen “Schwachstellen“. Kleinere Durchrostungen wurden mit selbst gefertigten Blechen repariert.










Um meinem Mustang ein etwas giftigeres Aussehen zu verleihen, wollte ich die seinerzeit als Option und ohne Aufpreis lieferbare Mach I – Haube haben. Der Erstbesitzer meines Wagens hatte diese Option nicht genutzt.
Nach langer Suche fand ich endlich eine gebrauchte Haube. Doch auch hier sah die innere Verstrebung nach dem abschleifen aus wie ein Schweizer Käse. Die äußere Blechhaut war ok. Also Kanten aufbördeln, Verstrebungen entfernen, die übliche Prozedur wie entrosten usw. und aus der neuen Blechhaut und Teilen meiner alten Haube eine neue gemacht.

Langsam aber sicher näherten sich die Blecharbeiten dem Ende.

Auf der nächsten Techno-Classic in Essen wurde ein Strahldruckkessel zum Sandstrahlen, ein vernünftiger Kompressor sowie eine Kippvorrichtung, um den Mustang auf die Seite zu legen, angeschafft.
In der Halle baute ich mir aus Dachlatten und Planen eine Sandstrahlkabine. Nun wurde die gesamte Karosserie gesandstrahlt. Erst von oben, Innenraum, Motorraum usw.. Dann montierte ich die Kippvorrichtung, legte ich Ihn auf die Seite und bearbeitete den gesamten Unterboden. Da für diese Aktion die Achsen montiert bleiben mussten, bearbeitete ich die Aufhängungspunkte als der Wagen wieder auf Stützen stand und die Achsen demontiert waren. Jetzt war er wirklich bis zur letzten Schraube auseinander genommen.













Insgesamt verbrauchte ich fast neunhundert Kilo Strahlgut ( 0,25 – 0,6 mm ), die jetzt entsorgt werden mussten. Da bekommt man ganz schön lange Arme.
Nun wurde die gesamte Karosserie gereinigt, Hohlräume etliche male mit Hochdruck ausgeblasen und ausgesaugt.

Alle Schweißnähte im Motorraum, Kofferraum, am Unterboden, den Radhäusern sowie im Innenraum habe ich anschließend mit Karosseriedichtmasse abgedichtet. Die äußeren Nähte an den hinteren Kotflügeln, am Heckabschlussblech sowie an Türen und Hauben wurden verzinnt, die Rückseite der Nähte mit Dichtmasse abgedichtet.
Danach grundierte ich alles mit mehreren Schichten Owatrol - Primer. Die Hohlräume wurden mit Mike Sander’s Karosserieschutzfett behandelt.
Nachdem ich die alten Achsen wieder montiert und die restlichen Kleinteile wie Spiegel, Leisten usw. bearbeitet hatte, war nun alles fertig für den Lackierer. Dieser sollte den kompletten Lackaufbau einschl. des Unterbodens übernehmen.

Der von mir ausgesuchte Lackierbetrieb hatte schon an dem Oldie meines Bruders ganze Arbeit geleistet. Außerdem wusste der Meister, den ich schon lange kannte, wie “pingelig“ ich war. Dementsprechend hoch war auch der Kostenvoranschlag, den ich mir schon Wochen vorher erstellen ließ. Nach endloser Suche in mehreren Ordnern mit Farbmustern, fand ich schließlich einen deutschen Ford – Farbton, der dem originalen bright-red sehr nahe kam. Motorraum und Unterboden sollten seidenmatt schwarz lackiert werden. Immer wieder schaute ich vorbei und fotografierte die einzelnen Arbeitsabläufe. Selbst beim Lackieren schoss ich meine Fotos.


Mehrere Schichten Klarlack sorgten für ein glanzvolles Ergebnis. Ich war begeistert. Weniger begeistert war man über meine Aktion mit den Hohlräumen. Durch die hohe Temperatur in der Trockenkabine tropfte das Karosserieschutzfett aus allen Ritzen auf den Boden und hinterließ hässliche Spuren. Sehr zum Ärgernis des Meisters. Ich freute mich, denn nun wusste ich, das sich alles schön in den Hohlräumen verteilt hatte.

Jedoch dauerte die Freude nicht lange. Zwischen dem Lackieren der Karosserie und der Anbauteile vergingen ein paar Tage. Beim Anmischen des Lacks für die Anbauteile ist dem Lackierer wohl ein Fehler unterlaufen. Dumm gelaufen und so ging alles von vorne los. Abschleifen und komplett neuer Lackaufbau.






Zwischenzeitlich trafen immer wieder Lieferungen mit Teilen ein.
Beim Auspacken jedes einzelnen Teils fühlte ich mich wie zu Weihnachten. AMK Produkts lieferte mir für‘s komplette Auto einschl. Motor, neue originale Schraubensätze. Eine prima Sache, zumal man aus den mitgelieferten Zeichnungen und Listen genau ersehen konnte, wo welche Schraube, Unterlegscheibe usw. hingehört.




Nachdem ich Auto und alle Einzelteile vom Lackierer abgeholt hatte, stellte ich die Karosserie wieder auf Böcke und demontierte die Achsen. Mit Chassislack lackierte ich die Stellen, die vorher nicht erreichbar waren.
Die Vorderachse wurde nun größtenteils aus Neuteilen aufgebaut. Querlenker unten und oben, Federn, Stoßdämpfer, Spurstangenköpfe, Kugelgelenke, sowie sämtliche Gummiteile.
Stabilisator und Spurstangen wurden von mir gesandstrahlt, grundiert und lackiert.

Fürs Strahlen von “Kleinteilen“ hatte ich mir eine kleine Sandstrahlkabine gebaut. Im Laufe der Restaurierung verarbeitete ich darin für die verschiedensten Bearbeitungsarten unterschiedliche Strahlmittel. Von Glasperlen mit 100 my, bis Korund mit 0,7 mm.

Da alles so original wie möglich sein sollte, hielt ich mich bei der Farbgebung von Teilen größtenteils an die Mustang Detailing Guide, einem Buch, wo jedes einzelne Fahrzeugteil mit den entsprechenden Farben aufgelistet ist. Meine Frau meinte spätestens jetzt, ich würde ein bisschen übertreiben!

Neue Bremsscheiben, Radlager und Bremsschläuche wurden montiert, ebenso die neuen Brems- und Spritleitungen aus Edelstahl.
Die Bremssättel waren äußerlich stark angerostet aber technisch OK. Ich habe sie komplett auseinander genommen und gereinigt. Dann sämtliche Öffnungen verschlossen und vorsichtig gestrahlt. Nun habe ich sie so lange mit einer Messingbürste bearbeitet bis der originale Farbton, bedingt durch den Abrieb der Messingbürste, erreicht war und anschließend mit Klarlack lackiert. Mit neuen Staubmanschette, Kolben, Belägen und weiteren Kleinteilen komplettiert, sahen sie aus wie neu und funktionieren tadellos.




Nach langer Suche fand ich per Zeitungsanzeige eine 9“ Hinterachse. Das Differential ließ ich in einer Fachwerkstatt überholen. Nach dem Strahlen der Ankerplatten, schleifen des Achskörpers, dem grundieren und lackieren wurde die Achse mit Neuteilen komplettiert und eingebaut.








Jetzt konnten endlich die neuen mit 235/60 Reifen versehenen Magnum 500 Felgen montiert werden. Ein schöner Anblick als mein Mustang das erste mal wieder auf eigenen “Hufen“ stand.

Im Innenraum sah man jetzt auch erste Fortschritte. Ich verlegte die Dämmmatten im Fußraum und an der Spritzwand. Das Armaturenbrett wurde vollständig auseinander genommen und neu lackiert. Sämtliche Schalter überholt und gereinigt. Die Instrumente wurden gereinigt, die Instrumentengläser mit entsprechender Politur bearbeitet. Anschließend alles komplettiert und ins Fahrzeug eingebaut.
Da die Elektrik vor der Restauration komplett funktionierte, beschloss ich den Kabelbaum, der Optik wegen mit schwarzem Isolierband zu umwickeln. Vorher wurden jedoch sämtliche Steckverbinder und Anschlüsse mit Glasperlen gestrahlt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Man glaubt gar nicht was man mit dem Strahlen alles erreichen kann. Vom entrosten über reinigen bis zum polieren. Vorausgesetzt richtiges Strahlgut und der richtige Abstand zum Objekt.




Im Laufe der weiteren Restaurierung wurde jedes Teil entweder überholt oder ausgetauscht. Der Motorraum war bis auf den Motor auch wieder komplettiert. Nun war der Motor selbst an der Reihe. Da er vor der Restaurierung tadellos lief, sollte es keine größere Aktion werden. Nachdem ich alle Anbauteile wie Ölwanne, Vergaser, Ansaugspinne Zylinderköpfe, Wasserpumpe usw. entfernt hatte, wurde alles gründlich gesäubert. Ich entfernte die alten Froststopfen und reinigte die Wasserkanäle. Eine Unmenge Rost kam mir entgegen. Nachdem ich neue Froststopfen eingebaut hatte spendierte ich dem Motor noch neue Hydrostößel, Ventilschaftdichtungen sowie eine neue Öl- und Wasserpumpe. Der gesamte Motor wurde neu abgedichtet und anschließend lackiert.


Den Kühler und den Vergaser ließ ich unterdessen in den jeweiligen Fachbetrieben überholen. Ich werkelte weiter an meinem Motor und erneuerte Verteiler, Zündspule, Lichtmaschine, Benzinpumpe, Anlasser und diverse Kleinteile wie Öldruck -, Wassertemperatur- und alle Vacuumschalter. Nachdem ich mit Onkel und Bruder den Motor vorsichtig eingebaut hatte, machte ich mich ans C 4 Automatic-Getriebe. Ich reinigte es von außen und erneuerte die Simmeringe. Das Öl aus dem Wandler und Getriebe wurde abgelassen. Anschließend setzte ich einen neuen Filter ein. Zu besseren Kühlung installierte ich eine etwas größere Ölwanne. Das Getriebe wurde wieder mit Hilfe von Onkel und Bruder eingebaut. Hinter dem originalen Wasserkühler installierte ich, kaum sichtbar, einen zusätzlichen Getriebeöl-Kühler. Nun wurden alle Anschlüsse und Verbindungen hergestellt.
Die Kardanwelle wurde gereinigt, lackiert, mit neuen Kreuzgelenken versehen und eingebaut. Jetzt begab ich mich an die Auspuffanlage. Der Einbau der Fächerkrümmer bereitete keine Schwierigkeiten. Jedoch die Arbeiten die unter dem Wagen ausgeführt werden mussten waren die reinste Quälerei. Spätestens hier habe ich mir eine Hebebühne oder wenigsten eine Grube gewünscht.
Die Verbindung von den Headers zu den Töpfen stellte ich mit flexiblen Rohrleitungen her. Als die Auspuffanlage fertig gestellt war, spielte ich natürlich sofort mit dem Gedanken, meinen V8 blubbern zu lassen.


Aber nicht so schnell mit den jungen Pferden, alles musste gut durchdacht sein. Man will ja keine Fehler machen. Der Kraftstofftank war mittlerweile, nachdem er innen und außen bearbeitet wurde, wieder an seinem Platz. Sämtliche Flüssigkeiten, Benzin, Öl, Wasser usw. wurden aufgefüllt.
Nachdem ich die Zündung und alles andere noch mal kontrolliert hatte, lose baumelnde Drähte waren auch nicht zu sehen, beschloss ich die neue Autolite Batterie anzuschließen. Es war absolute Stille. Man roch nichts, man hörte nichts, außer einem leisen Ticken. War nur die Uhr. So wagte ich nacheinander alles auszuprobieren. Alles funktionierte: Licht, Blinker, Scheibenwischer, Hupe, sogar das alte originale Radio spielte. Für heute machte ich Schluss.
Ich hatte allen die mir geholfen hatten versprechen müssen, wenn ich den Motor anlasse und er laufen sollte, wird gefeiert. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag.
Nun war es soweit. Ich betätigte den Zündschlüssel, der Motor drehte und nach kurzer Zeit sprang der Motor bereitwillig an. Nach einem lauten Jubelschrei wurde bis in die Nacht feuchtfröhlich gefeiert.

Zwischenzeitlich wurde die Fa. Dörre, Galvanotechnik in Lünen mit der Bearbeitung sämtlicher Chrom- und Aluminiumteile, verschiedener Kleinteile und Halterungen beauftragt. Zum vereinbarten Termin konnte ich alles abholen und war mit der Arbeit sehr zufrieden.
Natürlich habe ich alles sofort montiert. Was ein wenig Chrom doch ausmacht.

Die Türen waren mittlerweile mit allen Teilen wie neuen Fensterschachtdichtungen, Scheiben, neuen Schlössern, neuen Türgriffen usw. komplettiert und wurden eingebaut, ebenso die Kotflügel und Hauben. Einige Abende verbrachten mein Bruder und ich damit alles auf die richtigen Spaltmaße einzustellen. Am ende waren wir doch zufrieden mit dem Ergebnis, zumal nichts Zerkratzt oder anderweitig Beschädigt wurde.
Die Restauration näherte sich jetzt mit riesigen Schritten den Ende entgegen. Hier und da noch ein paar Kleinigkeiten.

Zur Fertigstellung meines Wagens fehlten mir jedoch noch wichtige Teile wie z.b. das damals als Option erhältliche drei Speichen Holzlenkrad, die lange Mittelkonsole und das Mustangemblem des Kühlergrills. Das Emblem konnte mir kein Mustang Dealer beschaffen. Das Lenkrad und die Konsole boten zwei Händler in den Staaten als restaurierte Gebrauchtteile, zu Wahnsinnspreisen an. Da ich nicht die Katze im Sack kaufen wollte, beschloss ich das am 28. & 29. 11. 98 in den USA, genauer gesagt in Columbus, Ohio stattfindende All Ford Swap Meet zu besuchen. Übrigens das größte Indoor Meeting in den Staaten. Also am Freitag mit dem Flieger über den großen Teich.
Am nächsten morgen fuhr ich zu den Ohio State Fairgrounds, ein Messe – Centrum, wo die Veranstaltung stattfand. In einer Halle konnte man vom Ford T – Modell über Edsel, Shelbys bis zum Pickup und natürlich Mustangs alles finden was Ford je gebaut hat. Die meisten Wagen waren in einem phantastischen Zustand. In zwei Hallen wurden Neuteile, in weiteren fünf Hallen Gebrauchtteile angeboten. Am Stand der K.A.R. Auto Group Inc. wurde ich als Besucher aus Übersee herzlich willkommen geheißen. Hier fand ich sofort meine in Deutschland lange gesuchte Konsole, in einem sehr guten Zustand.

Einige Stände weiter ergatterte ich mein Lenkrad in einem neuwertigen Zustand. Auch nach längerem Feilschen bezahlte ich ein Schweinegeld dafür. Die wissen genau was sie da liegen haben. Auch das Mustangemblem fand ich als Neuteil, original Verpackt. Gerne wäre ich am nächsten Tag nach Dearborn, dem Geburtsort meines Mustangs gefahren aber die Strecke war doch ein bisschen zu lang, denn am Montag ging mein Flieger. Wieder zurück wurden die erworbenen Teile sofort montiert.

Die Tage wurden wieder länger, wir hatten mittlerweile Ostern 99. Mit dem Trailer brachte ich meinen Wagen zum Sattler. Ich hatte die Sitze und das Cabrio - Verdeck in Auftrag gegeben.
Das Dachgestänge wurde von mir zuvor entrostet, defekte Nagelleisten ausgetauscht und anschließend lackiert. Die Sitzgestelle wurden gesandstrahlt, grundiert und ebenfalls lackiert. Das Verdeck mit Glasscheibe und sämtlichen Dichtungen, sowie die Sitzkerne und Bezüge hatte ich mir aus den Staaten schicken lassen. Leider wurde der vom Sattler zugesagte Termin nicht eingehalten und ich geriet mit meinem Zeitplan in Verzug.









Als der Wagen wieder in der heimischen Werkstatt stand, verlegte ich den neuen Teppich, baute die Sitze und die Seitenverkleidungen der Türen ein. Dem Kofferraum spendierte ich eine neue Matte.
Jetzt war es endlich soweit. Ich besorgte mir rote Nummernschilder und wagte die erste Probefahrt. Die verlief bis auf ein paar unwesentliche Kleinigkeiten zu meiner vollsten Zufriedenheit. Nach weiteren Einstellarbeiten, u.a. der Achsen beim benachbarten Reifenhändler, stand der TÜV – Abnahme nichts mehr im Wege.

Die Prüfung verlief ohne Beanstandungen, der TÜV – Sachverständige war sichtlich Beeindruckt, zumal ich die gesamte Restauration mit Bildern dokumentieren konnte.
Das schreiben des Gutachtens gemäß §21 StVZO mit den ganzen Ausnahmegenehmigungen usw. dauerte länger als die Begutachtung des Autos. Ich war froh endlich meinen Mustang zulassen zu können.

Auf dem Straßenverkehrsamt ( Zulassungsstelle ), war ich dann meinem ersten Herzinfarkt ganz nah.

Ihr habt euch sicher schon gefragt, warum dieser lange Zeitraum damals von der Bestellung bis zur Abholung in Bremerhaven. Ganz einfach. Der Importeur hatte damals bei der Ausfuhr nicht den originalen Title für das Auto.

Er hatte einen Kaufvertrag, etliche Bescheinigungen von Amerikanischen Behörden das mein Auto nicht als gestohlen galt, das er auf den im Kaufvertrag genannten Vorbesitzer zugelassen war, usw. Normalerweise hätte er das Auto gar nicht ausführen können / dürfen. Wie auch immer. Mit all diesen Schreiben sollte es, nach seinen Angaben, ohne weiteres möglich sein das Auto zuzulassen.

Nun waren seitdem aber neun Jahre vergangen.

Der “freundliche“ Beamte der Zulassungsstelle meinte, “ohne Title keine Zulassung“. Punkt. Sein Vorgesetzter bestätigte “ohne Title keine Zulassung“. Zudem bemängelte er, das die Schreiben der US-Behörden nicht im original sondern nur als Kopie bzw. als Fax vorlagen. Aber ich könnte mir vom Vorbesitzer, in diesem Fall dem Importeur, durch eine eidesstattliche Erklärung bestätigen lassen, das der Title verloren gegangen sei.
Dann wäre eine Zulassung möglich. Super. Leider war dieser schon lange pleite gegangen und nicht mehr zu ermitteln.

So langsam hatte ich das Gefühl jeder und alles hat sich gegen mich verschworen.
Lang Rede kurzer Sinn.
Ich setzte einen Kaufvertrag auf und verkaufte meinen geliebten Mustang an meinen Schwager. Natürlich bestätigte ich Ihm, als letzter Besitzer, das der Title verloren gegangen sei. Am gleichen Tag konnte er mit den ganzen Unterlagen den Wagen im Nachbarort anmelden. Einen Tag später meldete er den Wagen wieder ab, verkaufte mir das Auto und ich war nun wieder stolzer Besitzer eines Mustangs. Am nächsten Tag bin ich wieder zu meiner Zulassungsstelle. Könnt Ihr euch sein freundliches Gesicht vorstellen, als ich meinen Mustang ummelden wollte.

Fast auf den Tag genau neun Jahre nach Beginn der Restauration erhielt ich am 06.05.99 nun die begehrten kleinen Kennzeichen.

Obwohl ich in diesen Jahren mehr als einmal die Brocken schmeißen wollte, kann ich im nach hinein sagen das ich die mit meinem Mustang verbrachte Zeit nicht missen möchte. Meine Familie sah das manchmal vielleicht etwas anders und so gilt Ihnen mein besonderer Dank.

Zwischenzeitlich habe ich mit meinem Mustang diverse Treffen im In- und Ausland besucht und der Zuspruch bzw. die vielen Pokale bestätigen mir:

Es hat sich gelohnt !



Dieser Bericht erschien ähnlich, 1999/2000 über 3 Ausgaben verteilt im Street Magazine. Wundert euch also nicht, daß mit keinem Wort - JJ / Dr. Mustang - erwähnt wird.

Content received from: dr-mustang - die us-car community, http://dr-mustang.com